50 Jahre Noveos: 23 davon mit Carla Mallaun
«Du musst den Reichtum in die Arbeit bringen, und nicht umgekehrt», so Carla Mallaun. Über 20 Jahre lang hat sie Noveos begleitet und mitgestaltet – angefangen als Praktikantin, aufgehört als Bereichsleiterin. Wie hat sich Noveos in all den Jahren entwickelt? Was ist ihre Hauptaufgabe als Organisation? Und welche Bedeutung haben soziale Einrichtungen für die Gesellschaft? Die mittlerweile 65-jährige Spezialistin für Systemische Therapie hat die Antworten darauf.
Carla, was ist deine Verbindung zu Noveos?
Im Rahmen meiner Ausbildung zur Fachfrau Psychiatrie erhielt ich eine Praktikumsstelle im Wohnhaus Uster, das damals von Betty Zeiss gegründet und geleitet wurde. Danach führte es der Verein für Sozialpsychiatrie Zürcher Oberland – das heutige Noveos – weiter. Nach meiner Auslandsreise kam Betty auf mich zu. Die Kanadierin war eine Pionierin im Bereich Sozialpsychiatrie und «alternative Wohnformen». Sie bot mir Ende der 1980er einen Job im Wohnhaus Stäfa an, den ich gerne annahm.
Was tust du jetzt?
Ich lanciere gerade ein neues Projekt. Es geht um Psychiatrie im Rahmen der Altersbetreuung. Viele Altersheime betreuen Bewohner*innen, die teilweise unter Schizophrenie oder Alkoholismus leiden. Unsere Aufgabe wird es sein, das Personal zu coachen und zu befähigen, kompetent mit diesen herausfordernden Situationen und Krankheitsbildern umzugehen.
Und in der Freizeit …
Da reise ich aktuell sehr gerne. Ich verbringe auch viel Zeit mit meiner Familie. Und ausgiebige Spaziergänge mit meinem Hund «Pepe» dürfen auch nie fehlen.
Warum hast du dich damals für einen Job bei Noveos entschieden?
Als Betty mich anfragte, hielt ich ihren Ansatz für sehr spannend. Damals waren es idealistische Individualisten, die sich für Personen mit psychischer Beeinträchtigung einsetzen wollten. Es war aufregend, Teil dieser Idee zu sein. Wichtig war natürlich auch, dass es einen Ort gab, wo ich helfen konnte.
Du hast Noveos über 20 Jahre begleitet – warum so lange?
Für die Organisation war es eine Zeit des Wachstums und der Entwicklung. Die anfangs noch einfachen Strukturen mussten nach und nach professionalisiert werden. Diese Überführung vom kleinen Verein zum professionellen Unternehmen durfte ich begleiten und mitgestalten – das trieb mich an. Aber noch wichtiger: Für unsere Klient*innen bauen wir Brücken zwischen Klinik und absoluter Selbstständigkeit. Diese Arbeit stand für mich immer im Mittelpunkt.
Wie genau äusserte sich diese Arbeit?
Wir können Klient*innen ermöglichen, sich stufenweise zu entwickeln – in der Gestaltung des eigenen Lebens und im Umgang mit Ihrer Beeinträchtigung. Aber auch bei ganz banalen Dingen wie Haushaltsarbeit oder Freizeitgestaltung. Ich habe es einfach geschätzt, ihnen ein Stück «Normalität» zu schenken und zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Manchmal konnten wir viel bewirken, manchmal weniger. Aber Wert war und ist es immer.
Was war die grösste Herausforderung in deiner Zeit bei Noveos?
Die Balance zu finden zwischen der nötigen Aufmerksamkeit für die Klient*innen und der Professionalisierung unserer Arbeit. Denn am Ende des Tages zählen einzig die Bedürfnisse jener, die uns brauchen.
Die grössten Meilensteine von Noveos sind …
... sicherlich die unglaubliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Noveos ist vom «Start-up» mit einer idealistischen Vision zum führenden Anbieter sozialpsychiatrischer Leistungen im Kanton Zürich gewachsen – mit diversifizierten professionellen Betreuungsmöglichkeiten.
Warum sind soziale Einrichtungen wie Noveos wichtig für die Gesellschaft?
Es braucht Leute, die Brücken bauen zwischen Klinik und Normalität. Wir haben gegenüber all unseren Mitbürger*innen eine gesellschaftliche Verantwortung. Organisationen wie Noveos haben zudem eine Signalwirkung. Sie machen sich stark für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung und enttabuisieren ihre Lebenssituationen. Das Tabu ist aber noch nicht vollständig gebrochen. Da können und müssen wir als Gesellschaft noch viel tun.
Wie hat Sie die Arbeit bei Noveos bereichert?
Ich sage immer, du musst den Reichtum in die Arbeit bringen, und nicht umgekehrt. Ich sehe mich als positive und lebensfrohe Person. Wollte meinen Klient*innen immer eine gewisse Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit vermitteln. Sie zu begleiten, ist eine Herzensangelegenheit. Es gab keine Arbeitszeiten, ich war einfach da, wenn es mich brauchte.
Was wünschten Sie Noveos zum Jubiläum und für Zukunft?
Dass Sie ihrem Weg treu bleiben und allen Klient*innen die bestmögliche Unterstützung für ihr Leben geben können. Wie bis heute und auch in Zukunft.